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Eine neue Ära bricht an

Die Zukunft der Reitschule
Nicole Kaßberger (Blog) und Miriam Steiner (Podcast)
Reitschule im Schlosspark.

Die alte Reitschule erstrahlt schon bald in neuem Glanz. Gewidmet wird der neue multifunktionale Konzertsaal keinem geringeren als Grafeneggs künstlerischem Leiter Rudolf Buchbinder. Wir haben uns mit Schlossherrn Tassilo Metternich-Sándor über Vergangenes und Zukünftiges unterhalten. 

Die Reitschule Grafenegg wird in den kommenden Jahren umfassend renoviert und nach erfolgtem Umbau als Rudolf Buchbinder Saal in neuem Glanz erstrahlen. Hier am Blog blicken wir gemeinsam mit Schlossherrn Tassilo Metternich-Sándor zurück auf die bewegte Geschichte der Reitschule.

Die alte Reitschule ist architektonisch wie funktional etwas Besonderes. Im Laufe der Jahre hat sich das historische Gebäude zu einer immer universelleren Spielstätte entwickelt. Um mehr über die Geschichte der Reitschule zu erfahren, besuchten wir Tassilo Metternich-Sándor im Schloss Grafenegg. Die Sonne hieß uns an jenem Tag ebenso herzlich und warm willkommen, wie der Schlossherr selbst. Noch ein Espresso zur Stärkung – und schon ging es für uns in das Foto-Archiv des Schlosses.

Tassilo Metternich-Sándor im Fotoarchiv
Tassilo Metternich-Sándor im Fotoarchiv © Miriam Steiner

Nach kurzem Suchen öffnete Herr Metternich-Sándor eine Kiste mit alten Fotos und Dokumenten und nahm uns so mit auf eine Reise durch die Zeit. Schon seit Jahrzehnten finden am Schlossareal und vor allem auch in der Reitschule kulturelle sowie musikalische Veranstaltungen statt. Bereits 1922 füllte der Klang von Waldhornbläsern die Halle – doch eine solche Nutzung war damals noch mehr die Ausnahme als die Regel. Denn bevor die Reitschule zu dem musikalischen Schauplatz wurde, wie man ihn heute kennt, machte das Gebäude seinem Namen alle Ehre.

Der Schlossherr zur ursprünglichen Nutzung der Reitschule

Bei den Erzählungen von Herrn Metternich-Sándor wird deutlich, dass die Reitschule schon einige Jahre mehr auf dem Buckel hat, als man vielleicht vermutet. Errichtet wurde der Gebäudekomplex bereits in den Jahren 1841 bis 1845 im klassizistischen Stil. Als maßgeblicher Planer wird Leopold Ernst genannt – dessen Namen den meisten wohl aufgrund seiner Tätigkeit als Dombaumeister des Wiener Stephansdoms bekannt ist. 

Über die Zeit hinweg wurde die alte Reitschule jedoch sehr in Mitleidenschaft gezogen. Wie so viele Gebäude wurde auch sie im Zuge des Zweiten Weltkriegs oder vielmehr in den Nachkriegsjahren und während der sowjetischen Besatzungszeit beschädigt. Durch fehlende finanzielle Mittel verfiel das Gebäude zu einer Ruine, verwachsen und verhangen mit Bäumen und Sträuchern.

Beschädigt, verfallen, verwachsen – die Reitschule in den Nachkriegsjahren
Beschädigt, verfallen, verwachsen – die Reitschule in den Nachkriegsjahren © unbenannt

Ein paar Jahre vergingen und schließlich erhielt das Bauwerk 1978 nach einer späten Renovierung sein heutiges Aussehen. Bei unserem Besuch im Archiv des Schlosses verglich Tassilo Metternich-Sándor Bilder vor und nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau und da wird deutlich, dass der Reitschule einiges an Höhe genommen wurde. Das neue, in den 1980ern provisorisch errichtete Dach war sehr viel flacher als jenes zuvor, die Fenster wurden niedriger.

Die Fenster der Reitschule waren früher viel höher, so Tassilo Metternich-Sándor

So kamen wir schließlich auch ins Gespräch über die musikalische Nutzung. Bereits zahlreiche Musiker:innen spielten in der alten Reitschule. Unter all den Namen findet sich auch Rudolf Buchbinder, Starpianist und künstlerischer Leiter Grafeneggs. «Jetzt wäre noch spannend zu wissen, wann Rudolf Buchbinder zum ersten Mal hier aufgetreten ist, oder nicht?», fragte Herr Metternich-Sándor rein rhetorisch. Ein paar Kisten sowie Fotos von Künstlern in weißen Schlaghosen und Künstlerinnen mit Dauerwelle später hielt er die Antwort in den Händen. Stolz las der Schlossherr vor: «Sonntag, 1. September 1985, 11 Uhr, Reitschule. Dirigent: Heinz Wallberg. Solist: Rudolf Buchbinder am Klavier. Zusammen mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.» Und was wurde gespielt? Natürlich Beethoven.

Rudolf Buchbinders erstes Konzert in der Reitschule
Rudolf Buchbinders erstes Konzert in der Reitschule © Miriam Steiner

In den kommenden Jahren steht der Reitschule nun eine umfassende Renovierung bevor. Der Startschuss für das Projekt fällt im Sommer 2022 mit dem EU-weiten Wettbewerbsverfahren für den Generalplaner. Baubeginn ist nach dem Grafenegg Festival 2024, die Fertigstellung ist zur Sommersaison 2026 geplant. Nach erfolgtem Umbau wird die Reitschule den Namen Rudolf Buchbinder Saal tragen.

Die Widmung der Reitschule

Um ein musikalischer Schauplatz und belebte Spielstätte Grafeneggs zu bleiben, wird beim Umbau darauf geachtet, höchsten akustischen Ansprüchen gerecht zu werden. Form und Materialität des Raumes werden auf die Anforderung der Akustik für einen klassischen Konzertsaal ausgerichtet, doch das Nutzungsspektrum wird noch breiter – ein flexibler Saal, der die Geschichte der Reitschule gebührend weiterspinnt. 

Sind Sie neugierig auf noch mehr spannende Details und Informationen zur Reitschule und wie es künftig weitergeht? Auf unserem Grafenegg Podcast können Sie das ausführliche Interview mit Tassilo Metternich-Sándor nachhören.

© Maurer & Partner ZT GmbH