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«Hänsel und Gretel»

Ein zeitloses Märchen für Kinder

Veröffentlicht: 10/11/2025

Der Komponist Matthias Werner schuf gemeinsam mit OMAi, einem Studio für interaktive Visualisierungen, und Richard Schmetterer, der Konzept und Regie erarbeitete, eine Neufassung des Märchens «Hänsel und Gretel». Im Gespräch verrät er … nicht zu viel: Es soll ja überraschend bleiben, was die Jüngsten und ihre Begleiter:innen beim Familienkonzert im Auditorium am 30. November 2025 in Grafenegg erleben werden.

«Es ist ein Erlebnis für Groß und Klein, das Emotionen weckt, Spaß macht und Kinder mit einem Gefühl nach Hause schickt, als hätten sie das Märchen selbst miterlebt.»
Matthias Werner, Komponist
«Hänsel und Gretel»-Komponist

Matthias Werner

im Interview

«Hänsel und Gretel» nimmt im reichen Märchenschatz, den die Gebrüder Grimm einst gesammelt haben, eine besondere Stellung ein. Wir kennen die Geschichte seit unserer Kindheit, auch das Kinderlied ist allseits bekannt. Die gleichnamige Oper von Engelbert Humperdinck wird besonders gerne in der Vorweihnachtszeit gespielt. 

Grafenegg Advent
Grafenegg Advent © Sofija Palurovic

Wie viel Weihnachten steckt in «Hänsel und Gretel»?

Unsere Version des Märchens «Hänsel und Gretel» ist Jahreszeitenlos. Dass wir das jetzt in der Adventszeit auf die Bühne bringen, ist schön, aber in dieser Fassung sind wir nicht im Winter-Wonderland. Den knisternden und knarzenden Wald wird es aber auf alle Fälle geben.

Wie dürfen wir uns das in etwa vorstellen?

Wir haben uns stark an das «Original» von den Gebrüdern Grimm gehalten, um das Märchen zu erzählen, das die meisten Kinder schon kennen. Es gibt kleine Abwandlungen, aber man sieht eindeutig: Es ist «Hänsel und Gretel». Ich habe mich damit inhaltlich intensiv beschäftigt und habe auch durch eine bayrische Märchenexpertin viel erfahren. «Hänsel und Gretel» existiert nämlich in verschiedenen Versionen, die aber im Kern immer dasselbe enthalten. Da gibt es zum Beispiel den Menschenfresser und die zwei Kinder, das ist aber auch nur die «Hänsel und Gretel»-Geschichte. Mit dem Unterschied, dass es statt einer bösen Hexe einen Menschenfresser gibt. Die Gebrüder Grimm haben das Märchen aus der mündlichen Überlieferung gesammelt, und die hat sich regional doch deutlich unterschieden.

Und wie läuft Ihre Geschichte ab?

Es wird das Geschwisterpaar geben, das in den Wald geht, und dann gibt es ein magisches Hexenhaus, das alle Verlockungen bereithält, die man sich als Kind nur vorstellen kann: Lebkuchen, Zuckerwatte und Achterbahn; dann wird es natürlich eine Hexe geben. Zwar ohne Hakennase und Hexenhut, aber dennoch zum schaudern. Viel mehr möchte ich dazu nicht vorwegnehmen. 

Die Besetzung der Aufführung zeigt ein Quintett, mit Flöte, Klarinette, Horn, Violine und Violoncello. Wird auch gesprochen?

Die Handlung wird nur mit Tönen und Bildern erzählt. Es ist ein nonverbales Musiktheaterstück, das heißt, wir haben weder gesprochenen noch gesungenen Text. Das Spannende daran war, die einzelnen Szenen so in Musik zu verpacken, dass man wirklich versteht: Wo sind wir gerade in dem Märchen? Welche Emotionen fühlen wir gerade? Und beholfen haben wir uns hier mit Liveprojektionen. Somit können die Kinder die ganze Geschichte unmittelbar erleben. Eigentlich fast wie bei einem Zeichentrickfilm. Aber eben viel mehr im Moment, weil der «Film» live auf einer Leinwand mitgezeichnet wird und wir dadurch auch die Möglichkeit haben, mit den Kindern im Publikum zu agieren. Man sieht zur Musik die zwei Kinder in den Wald gehen und so weiter. Somit wird die Geschichte sowohl bildlich als auch eben klanglich erzählt. Es funktioniert komplett ohne Worte, aber bebildert.

Musikerin mit Flöte.
Musikerin mit Flöte © Lisa Edi

Wie sind Sie bei der Musik vorgegangen? Haben Sie zum Beispiel das berühmte Kinderlied mit reingenommen? Oder auch was von Humperdinck arrangiert?

Ursprünglich war die Idee, dass wir ein paar von den Themen einbauen, die es von Humperdinck gibt, oder die Volks- und Kinderlieder. Davon haben wir uns aber rasch wieder verabschiedet. Wir wollten in eine Welt eintauchen, die eine homogene Tonsprache von Anfang bis Ende abbildet und die das Märchen – wie aus einem Bilderbuch vorgelesen – erlebbar macht.

Mit der bereits komponierten Oper von Humperdinck ließ sich das in unserer gewünschten Form nicht verbinden, zumal wir auch ohne Singstimmen auskommen mussten.

Die Kinder – und die Erwachsenen – können sich auf Grusel freuen, auf Märchenhaftes, auf Schönes, auf knisternde Wälder, auf eine Hexe, die am Anfang sehr verführerisch ist, aber die dann … ja, mehr will ich hier nicht verraten. Sie können sich freuen auf viel Spannung – und auf Melodien, die vielleicht hängenbleiben in den Köpfen der Kinder.

Märchen können die Fantasie beflügeln, aber mir in ihrer Drastik den Jüngsten auch Angst machen. Wie stellt man heute eine böse Hexe dar? So wie in den alten Märchenbüchern?

Wir haben die Hexe tatsächlich anders dargestellt. Wir mussten auch daran denken, dass die Kinder ab vier Jahren, die ins Konzert kommen, auch ältere oder vielleicht sogar jüngere Geschwister dabeihaben. Es soll trotzdem für Vierjährige nicht zu gruselig sein. Auf die richtige Dosis kommt es an, damit die Kleinen nicht weinend den Saal verlassen. Und wir haben uns auch die Frage gestellt, ob wir die Hexe, so wie im Original, sterben lassen. Und wenn ja, wie? Das Märchen abzuwandeln, dass die Hexe dann bis in alle Zeiten ewig und glücklich lebt, erschien uns nicht richtig.

Und? Wie haben sie das gelöst?

Ja, wer weiß? Das finden Sie heraus, wenn Sie ins Konzert kommen. Soviel kann ich verraten: Die Hexe wird nicht als böse alte Hexen-Frau dargestellt. Und ein für Kinder gesellschafts-relevantes Thema war uns ebenso besonders wichtig zu thematisieren: Im Märchen ist es ja so, dass der Hänsel so gefüttert wird, dass er immer dicker wird. Wir wollten auch das andere Extrem zeigen, dass man viel zu dünn wird. Kinder sind auf Social Media oder im Fernsehen oft sehr früh mit Körperkult konfrontiert. Der Hänsel wird in dieser Geschichte viel zu dick, und die Gretl isst nix mehr, die wird viel zu dünn. Beides ist nicht gesund, und genau das wollten wir mit hineinbringen.

Die Aufführung dauert in etwa 50 Minuten, ohne Pause, korrekt?

Ja, genau. Wir nehmen die Kinder für 50 Minuten mit ins «Hänsel und Gretel»-Abenteuer. In dieser Zeit kann man das Märchen wunderbar ausdrücken und erlebbar machen, und auch für die Kleinsten im Publikum wird die Aufmerksamkeitsspanne nicht überstrapaziert. 

Kinder beim Familientag
© Dimo Dimov

Wie ist die Musik aufgebaut? Gibt es eine Ouvertüre?

Ja, es gibt eine Ouvertüre, die wird auch eingeflochten in die visuellen Themen. Und dann folgen einzelne Musikstücke, die im Bezug zueinander stehen. Ich habe musikalische Themen entwickelt und spanne damit mehrere Bögen in der Komposition. Zum Beispiel gibt es ein «Zuckerthema», das sowohl als süße Verlockung, verführerische Charaktereigenschaft der Hexe, als auch für einen wilden Zuckerrausch verwendet wird.

Wie kann man sich das vorstellen, wie so ein Musiktheater ohne Worte entsteht?

Gemeinsam mit dem Regisseur Richard Schmetterer haben wir das Gesamtkonzept entwickelt und uns genau überlegt, wie wir die Geschichte erzählen, welche Bilder wir schaffen wollen, um die Fantasie der Kinder anzuregen. Ein Beispiel: das Hexenhaus. Muss das unbedingt ein klassisches Lebkuchenhaus sein? Das kann auch ein Haus sein, das magisch ist, das so funktioniert wie ein Rummelplatz, wo man Zuckerwatte, Zuckerl, ein Ringelspiel und alles findet, was ein Kinderherz verlockt. Das war auch musikalisch eine große Herausforderung, z.B. das zuvor erwähnte Zuckerthema richtig zu treffen. Es musste gleichzeitig verführerisch, aber auch gefährlich sein, weil der viele Zucker nicht nur großartig schmeckt, sondern auch krank machen kann. Das eskaliert dann in einer Party oder im Delirium eines «Zuckerrauschs».

Aber Musik kann man schwer beschreiben. Es ist so wie beim Kochen: Wie schmeckt das? Man muss es einfach kosten. Unsere Fassung von «Hänsel und Gretel» schmeckt wie Wildschweinbraten und Zuckerwatte mit Lebkuchengeschmack: 

Es ist ein Erlebnis für Groß und Klein, das Emotionen weckt, Spaß macht und Kinder mit einem Gefühl nach Hause schickt, als hätten sie das Märchen selbst miterlebt. 

Grafenegg Advent
© Sofija Palurovic
    Grafenegg präsentiert Jahreszeitenklänge Kinderkonzert Green Event
    30/11/2025 So
    11.00 Uhr

    Hänsel und Gretel

    Familienkonzert

    Szenische Kammermusik für Kinder ab vier Jahren

    Grafenegg Auditorium Auditorium
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