Blog

«Meet the artist» Bruce Liu

Künstler:innenportrait
Bruce Liu

Veröffentlicht: 22/07/2025

Der Pianist Bruce Liu, Gewinner des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2021, tritt bei seinem Grafenegg-Debüt am 23. August 2025 mit Sergei Rachmaninows «Paganini-Variationen» den Beweis dafür an, wie sich idealerweise hohe Virtuosität mit unbestechlichem musikalischem Empfinden vereinen kann. Im Interview unserer Blog-Serie «Meet the artist» lernen Sie den jungen Künstler näher kennen!

«I'm really looking forward to making my debut there. What fascinates me is how it blends brilliance and elegance so effortlessly. It has an incredibly virtuosity, almost like a magician‘s act, but beneath the surface there's also so much width, charm and emotional depth.»
Bruce Liu über sein Debüt mit Rachmaninows «Paganini-Variationen» in Grafenegg
#1

Nach Ihrem beeindruckenden Sieg beim Chopin-Wettbewerb 2021 haben Sie international Anerkennung erhalten.

Wie hat dieser Erfolg Ihre künstlerische Entwicklung und Ihre Herangehensweise an neue Werke beeinflusst?

Den Chopin-Wettbewerb zu gewinnen war definitiv ein Wendepunkt – nicht nur, weil sich dadurch Karrierechancen eröffnet haben, sondern auch in der Art, wie ich über Musik denke.

Es hat mir so etwas wie eine Plattform gegeben, aber gleichzeitig kam damit auch ein Gefühl von Verantwortung: weiter zu wachsen, neugierig zu bleiben und die Musik immer mit tiefem Respekt zu behandeln – und mich künstlerisch über Chopin hinaus weiterzuentwickeln. Indem ich mich mit derselben Intensität und Ehrlichkeit auf neues Repertoire einlasse, habe ich gelernt, geduldiger mit dem Prozess zu sein – der Musik Zeit zu geben, sich natürlich zu entfalten, und meine eigene Stimme im Stil verschiedener Komponisten zu finden. Das ist für mich ein ganz wesentlicher Aspekt geworden, gerade in der heutigen Welt der sozialen Medien.

Es geht darum, die eigene Persönlichkeit zu finden – denn je ehrlicher man mit der Musik umgeht, desto authentischer und ursprünglicher wird sie. Jedes neue Stück ist wie ein neues Gespräch, und ich lerne ständig – von den Partituren, vom Orchester und vom Publikum, dem ich auf meinem Weg begegne.

Bruce Liu
Bruce Liu © Bartek Barczyk
#2

Wenn Sie auf Ihre bisherigen musikalischen Karrierestationen zurückblicken – gibt es einen Moment, der Sie besonders geprägt hat? Wenn ja, welcher und warum?

Es gab viele, viele, viele bedeutungsvolle Momente – aber derjenige, an den ich mich noch besonders gut erinnere, war meine erste große Tournee nach dem Wettbewerb.

Plötzlich spielte ich in Städten, von denen ich nur geträumt hatte, traf Zuschauer aus der ganzen Welt und fühlte wirklich, dass ich die Musik lebte und diese unglaubliche Verbindung spürte. Das Leben, von dem ich vorher nur geträumt hatte, wurde Wirklichkeit, und es gab mir ein echtes Gefühl dafür, wie universell Musik wirklich ist. Ich konnte dasselbe Stück in Tokio, Paris, Brasilien, Buenos Aires, Deutschland spielen, und jedes Mal entfachte es etwas Neues – sowohl in mir als auch beim Publikum.

Die Erkenntnis, dass Musik ein lebendiger Dialog ist, hat nachhaltigen Einfluss darauf, wie ich an Auftritte herangehe, und erinnert mich immer wieder daran, dass es letztlich jenseits der Technik darum geht, etwas zu teilen.

#3

Neben der Bühne: Welche Rolle spielt Musik in Ihrem privaten Alltag?

Gibt es bestimmte Rituale oder Gewohnheiten, die Ihnen beim Ausgleich helfen?

Musik abseits der Bühne ist nach wie vor ein großer Teil meines Lebens, aber auf eine viel persönlichere und entspanntere Weise. Alles, was mir hilft, abzuschalten und neue Inspiration in eine andere Richtung zu bringen.

Ich versuche auch, ein Gleichgewicht zu halten, indem ich mich zwischendurch vom Klavier entferne. Um ehrlich zu sein, schätze ich nach einer intensiven Probe oder einem Konzert auch die Stille sehr. Etwas Einfaches zu tun – spazieren gehen, lesen oder Zeit mit etwas ganz anderem verbringen – hilft mir, neue Energie zu tanken.

Ich habe keine strengen Rituale, aber ich versuche, einen gesunden Rhythmus zwischen all dem zu finden, weil ich glaube, dass ein guter Musiker auch ein ausgeglichener Mensch sein muss. Und das hilft mir tatsächlich, mit frischen Ohren und klarerem Blick zur Musik zurückzukehren.

Bruce Liu
Bruce Liu © Christopher Koestlin
#4

Am 23. August treten Sie erstmals in Grafenegg mit Sergej Rachmaninows «Paganini-Variationen» auf.

Was fasziniert Sie besonders an diesem Werk?

Ich freue mich wirklich sehr darauf, dort mein Debüt zu geben. Was mich fasziniert, ist, wie mühelos sich Brillanz und Eleganz miteinander verbinden. Es besitzt eine unglaubliche Virtuosität – fast wie ein Zaubertrick – aber unter der Oberfläche steckt auch so viel Weite, Charme und emotionale Tiefe.

Die berühmte 18. Variation ist immer ein Höhepunkt, aber ich genieße wirklich, wie jede Variation eine ganz andere Farbe, einen anderen Charakter mitbringt – von verspielt bis dämonisch, von lyrisch bis donnernd. Es ist wie eine Achterbahnfahrt, aber eine, die mit so viel klugem Herz gestaltet ist. Das Spielen dieser Variation fühlt sich für mich immer wie Geschichtenerzählen durch Klang an, und natürlich vermittelt uns dieses malerische Stück ein Bild von der Technik der Violine.

Klavier zu spielen ist für mich immer interessant, weil wir dabei so viele Möglichkeiten imitieren, was einen sehr spannenden Horizont eröffnet, um Musik durch ein anderes Instrument zu entdecken.

  • Da JavaScript dekativiert ist, werden einige Inhalte nicht geladen.
  • Da dein Browser nicht supportet wird, werden einige Inhalte nicht geladen.
  • Auf Grund von zu geringer Bandbreite werden einige Inhalte nicht geladen.
  • Auf Grund von zu schwacher Hardware werden einige Inhalte nicht geladen.