Sommerklänge
11/06/2026 – 08/08/2026
«Summertime» in
GrafeneggDirekt nach der Eröffnung der Sommersaison in Grafenegg mit der beschwingt-festlichen Sommernachtsgala hebt der Sommerklänge-Zyklus an: Die Samstagabende von 27. Juni bis 8. August stehen ganz im Zeichen der musikalischen Vielfalt. Broadway-Melodien und der Zauber der spanischen Nächte mit dem Tonkünstler-Orchester, schmetternde Hörner aus Mozarts Kuba, menschliche Abgründe und Aufschwünge mit Georg Friedrich Haas und der Grafenegg Academy, Violinzauber und melodienselige Melancholie mit dem European Union Youth Orchestra sowie ein brillanter Rausschmeißer mit den Philharmonix versüßen den Sommer in Grafenegg und stimmen auf das 20. Grafenegg Festival ein.
«Freuen Sie sich mit mir auf einen außergewöhnlichen Sommer. Lassen Sie uns dieses Jubiläum gemeinsam feiern – mit großer Musik und unvergesslichen Momenten. Ich freue mich auf Sie!»
- SUMMERTIME
Sa. 27/06/2026
Tonkünstler-Orchester · Fabien Gabel · Yaron HermanEs kann einem schon schwindlig werden, lässt man den Blick schweifen in den üppig mit Musik gefüllten Sommer 2026 in Grafenegg. Das erste Symphoniekonzert nach der Sommernachtsgala beginnt denn auch mit einer Geschichte, in der Höhenangst eine große Rolle spielt. Auf Englisch heißt der Fachausdruck für diesen Zustand «Vertigo»: Sie erinnern sich an Alfred Hitchcocks gleichnamigen Film – und auch an die Musik, die, wie sollte es anders sein, von Bernard Herrmann stammt. Er arbeitete mit «Hitch» als kongenialem Partner an zahlreichen Streifen und schuf Partituren, die den dazugehörigen Filmen ebenbürtig sind. Und weil es auch in den 1950er- und 1960er-Jahren bereits Filmmusikfans gab, destillierte Herrmann seine Partituren zu Orchestersuiten für den Konzertgebrauch. Bei «Vertigo» entstand so eine zehnminütige, dichte Kurzfassung der Story.
Als in New York City geborener und aufgewachsener US-amerikanischer Musiker erlebte Bernard Herrmann als junger Mann auch die Glanzzeit der Broadway-Musicals mit, die George Gershwin, Cole Porter, Vincent Youmans und anderen ewigen Ruhm beschied. Kein Wunder, stammen aus ihrer Feder echte Evergreens, wie Gershwins «I Got Rhythm» aus dem Musical «Girl Crazy» (1930) und «Someone to Watch Over Me» aus dem Musical «Oh, Kay!» (1926), Porters «Night and Day» aus dem Musical «Gay Divorce» (1932) und «What Is This Thing Called Love» aus dem Musical «Wake Up and Dream» (1929) sowie Youmans’ «Tea for Two» aus dem Musical «No, No, Nanette» (1924). Diese Lieder entwickelten rasch ein Eigenleben, landeten als Standards in der Sammlung «Great American Songbook» und gruben sich tief ein ins Gedächtnis von Generationen. Der teilweise selbst als Amerikaner in Paris lebende und wirkende Komponist und Musiker Patrick Zimmerli kleidet die Songs für den Pianisten Yaron Herman in neue, maßgeschneiderte Klavier-Orchester-Arrangements, die beim Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und seinem Chefdirigenten Fabien Gabel in den besten Händen liegen.
Ein anderer großer Filmmusikkomponist arrangierte auch gerne Werke seiner Zeitgenossen, und so goss Richard Rodney Bennett Kurt Weills Broadway-Hit «Lady in the Dark» aus dem Jahr 1941 in eine bunt-schillernde symphonische Suite. George Gershwin trat mit seinem explizit so von ihm genannten «Tone Poem» (Tondichtung) «An American in Paris» in die Fußstapfen von Richard Strauss – mit seiner vollkommen eigenständigen, unterhaltsam-bunt-jazzigen Klangwelt.
- FIESTA ESPAÑOLA
Sa. 11/07/2026
Tonkünstler-Orchester · Fabián Panisello · Pablo Sáinz-VillegasSpanien ist nicht nur für die große Sängerin Elīna Garanča, die am 4. Juli außerhalb der Sommerklänge in Grafenegg gastiert, Inspiration und ideale Lebenswelt, auch der gebürtige Argentinier Fabián Panisello nennt seit langer Zeit Spanien seine Heimat. Der renommierte Komponist, Dirigent und Hochschulprofessor begeisterte Publikum und Musiker:innen in Grafenegg als Composer in Residence im Sommer 2025. Am 11. Juli 2026 leitet Panisello das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich in einer «Fiesta Española», einem spanischen Fest, das mit dem Orchesterstück «Sensemayá» des mexikanischen Komponisten Silvestre Revueltas gleich tief eintaucht in die Geschichte Mesoamerikas, geht die Inspiration dazu doch auf ein Gedicht des kubanischen Autors Nicolás Guillén zurück. Es geht in «Sensemayá» um ein Ritual, an dessen Ende eine gefährliche Schlange von einem Zauberer getötet wird: Diese Schlange hatte einer Prinzessin namens Lucero die Seele gestohlen. Und erst, als ein Zauberer das schreckliche Reptil tötet, kehrt die Seele in den Körper der Prinzessin zurück. All das bildet sich auch in der Musik ab, die Revueltas in verschiedenen Versionen adaptiert hat, auch für kleines Orchester, die an dem Sommerabend im Juli die im weitesten Sinne «spanische» Reise eröffnet. Ins Herz Spaniens traf der Komponist Joaquín Rodrigues mit seinem «Concierto de Aranjuez». Die erste, vielleicht glücklichste Zeit ihrer jungen Ehe verbrachten Rodrigo und seine Frau Victoria gern in den Gärten des Schlosses Aranjuez, die Inspiration für das berühmteste Gitarrenkonzert der Musikgeschichte: Der spanische Gitarrist Pablo Sáinz-Villegas zählt heute zu den idealen Interpreten, er hat das Konzert schon mit den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko gespielt – und vor einigen Jahren auch in Grafenegg. Im Mittelpunkt des Abends steht dann die Uraufführung eines neuen Werks von Fabián Panisello, dessen Orchesterstück «Mariposas» erst 2025 in Grafenegg seine Weltpremiere erlebte. Am Schluss dann der spanische Grandsigneur unter den Komponisten: Manuel de Falla. Er verwandelte spanische Folklore auf unnachahmliche Weise in herrliche Orchesterpracht. Die Suiten aus dem Ballett «El sombrero de tres picos» (Der Dreispitz) atmen in jedem Moment iberische Poesie.
- GRAFENEGG ACADEMY
Sa. 18/07/2026
Grafenegg Academy Orchestra · Ilan Volkov · Mollena Lee Williams-Haas2026 erwartet die Teilnehmer:innen der Grafenegg Academy ein außergewöhnliches Projekt: Gemeinsam mit einem der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart erarbeiten sie die Uraufführung eines neuen Werkes. Zusätzlich können sie in Gesprächen, Exkursionen und Vorträgen gemeinsam mit Expert:innen unterschiedlicher Felder die Bedeutung der Kunst und ihre Stellung in der Gesellschaft reflektieren.
Ausgangspunkt ist die persönliche Geschichte von Mollena Lee Williams-Haas: Die Schauspielerin, Autorin, Performerin und Aktivistin beschreibt in einem autobiografischen Text ihren harten Weg aus einer selbstzerstörerischen Alkoholabhängigkeit in die Abstinenz. Ihr innerer Dämon tritt darin in personifizierter Gestalt als Hyäne – englisch «Hyena» – auf. Ihr Mann, Georg Friedrich Haas, 2022 Composer in Residence in Grafenegg, schrieb die packende Musik zu dieser Erzählung. 2016 erlebte ein zutiefst beeindrucktes Wien-Modern-Publikum die Uraufführung von «Hyena». Der Mitschnitt dieses Konzertes bildet den ersten Teil eines Tages, an dem die vielschichtigen Klangwelten von Georg Friedrich Haas im Mittelpunkt stehen.
Als Auftragskompositionen für Grafenegg kommen schließlich zwei Werke zur Uraufführung: «Hyena II» für Storyteller und Orchester, gesprochen von der Autorin und gespielt vom Grafenegg Academy Orchestra unter der Leitung von Ilan Volkov, sowie als abschließender dritter Teil «Hyena III», für Erzählerin und vier Klaviere, die in mikrotonalem Abstand zueinander gestimmt sind.
Die Musiker:innen erforschen das Thema Selbstzerstörung und Neuerfindung, das den Werken zugrunde liegt, mittels eines interdisziplinären Rahmenprogramms. Dazu zählt auch eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Teilnehmer:innen aus verschiedenen Disziplinen, moderiert von Axel Brüggemann, der als Dramaturg für die Academy hinzugezogen wurde. Sie rundet einen bewegenden Konzerttag ab, an dem die künstlerische Verarbeitung von biografischen Erlebnissen im Fokus steht.
- MOZART Y MAMBO
Sa. 25/07/2026
The Sarahbanda · Sarah WillisZurück in der spanischsprachigen Welt, wo Sarah Willis, Hornistin bei den Berliner Philharmonikern, auf Kuba einen Meisterkurs für Waldhorn geben sollte. «Wirklich?», dachte die perplexe Spitzenmusikerin, als sie vor einigen Jahren ohne große Erwartungen, aber mit viel Neugier diese ungewöhnliche Aufgabe annahm. Und sie war begeistert! Was sie im berühmten Karibik-Inselstaat erlebte, entwickelte sich rasch zu einem Herzensprojekt: «Die Mozart-Statue in der Altstadt von Havanna machte plötzlich Sinn. Ich beschloss, die wunderbare klassische Musikszene bekannter zu machen. So entstand das Projekt ‹Mozart y Mambo›». Ein «bisschen verrückt» sei die Sache, aber «die Energie und Leidenschaft der Musiker ist so inspirierend», dass auch Mozart selbst zweifellos im himmlischen Ballsaal mittanzt bei seiner mit Salsa- und Mambo-Rhythmen garnierten Musik. Reißer wie «El Bodeguero», ein Hit des kubanischen Flötisten, Arrangeurs und Komponisten Richard Egües (1923 – 2006), «Chan Chan» des aus dem Film «Buena Vista Social Club» bekannten, berühmten kubanischen Musikers Compay Segundo (1907 – 2003) oder der Welthit «El Manisero» des Pianisten, Komponisten und Dirigenten Moisés Simons (1889 – 1945) bilden einen Teil der reichen Musikgeschichte Kubas ab. Die schmissigen, von Mozarts Werken inspirierten Stücke von Edgar Olivero erzählen vom kreativen Umgang mit dem Wiener Klassiker, der ohne Scheu durch die Rumba- und Mambo-Mangel gedreht und witzig-virtuos revitalisiert wird.
- GLÜHENDE SEHNSUCHT
Sa. 01/08/2026
European Union Youth Orchestra · Elim Chan · María DueñasNach «Mozart y Mambo» kehrt am 1. August 2026 das European Union Youth Orchestra zurück auf die Bühne in Grafenegg. Während in Kuba die Musik selbst neu gedacht wird, geht es im Programm des EUYO um Musiziertraditionen, darum, wie wohlbekannte Musikstücke unter den Händen junger Musiker:innen klingen, wie Traditionen an die nächste Generation weitergegeben werden können – und wie diese Generation damit umgeht. Jede Interpretation unterscheidet sich von der vorherigen und von der nächsten, auch dann, wenn die Musik selbst seit vielen Jahrzehnten sich nicht mehr verändert hat. Doch zum prallen Leben erwecken die in Partituren notierten Töne stets nur die herausragenden Musiker:innen.
Das Violinkonzert von Johannes Brahms glänzt seit bald 150 Jahren als tönender Sonnenschein am Firmament des Musikhimmels: voller Kraft und impulsiver Aufschwünge und zutiefst lebensbejahend – ein Meisterwerk wie geschaffen für die spanische Geigerin María Dueñas. In die Aufführung der jungen Virtuosin fließt selbstredend auch die bisherige Interpretationsgeschichte ein, wird automatisch mitgedacht, sei es von der Interpretin oder dem Publikum.
Sergej Rachmaninow trug zeitlebens selbst als herausragender Interpret bei, seine Musik einerseits bekannt zu machen und andererseits aktiv am Weiterleben seiner Werke mitzuwirken. Die Uraufführung seiner 2. Symphonie dirigierte er 1908 in St. Petersburg, zu einer Zeit, als er als reisender Virtuose auch noch im restlichen Europa viel zu Gast war, so auch 1906/07 in Dresden, wo große Teil der 2. Symphonie entstanden. Als er 1917 im Zuge der Oktoberrevolution Russland verließ, wusste er nicht, dass es für immer sein sollte. Hört man heute seine Werke, die zum überwiegenden Teil vor 1917 entstanden, glaubt man das spätere Heimweh, das ihn oft plagte, schon herauszuhören. Elim Chan, eine der beeindruckendsten Dirigentinnen ihrer Generation, führt das European Union Youth Orchestra mit klanglicher Präzision und erzählerischer Kraft durch dieses Programm zwischen Licht und Schatten.
- THE VIENNA BERLIN MUSIC CLUB
Sa. 08/08/2026
PhilharmonixApropos große Traditionen: Zum Abschluss der Sommerklänge durchpflügen Philharmoniker aus Wien und Berlin die Musikgeschichte. Wenn sie zusammen musizieren, sprühen stets die Funken! Die sieben Weltklassemusiker spielen als Philharmonix das, was bei ihren Orchestern sonst nie auf dem Konzertplan steht. In brillanten Neufassungen gewinnen sie den Hits aus zahlreichen Genres neue, originelle Seiten ab. Die Klangästhetik und Musiziertraditionen ihrer Orchester prägen dabei die Arrangements mit. Die Wiener Thilo Fechner (Viola), Daniel Ottensamer (Klarinette) und Ödön Rácz (Kontrabass) sowie die Berliner Stephan Koncz (Violoncello) und Noah Bendix-Balgley (Violine) finden mit Christoph Traxler (Klavier) und Bearbeitungs-Genie Sebastian Gürtler (Violine) stets den richtigen Ton. Mit Arrangements, die vom Volkslied bis zu großen Orchesterwerken wie Ravels «La Valse» einen großen Bogen spannen, bringen sie die Sommerklänge 2026 zu einem fulminanten Abschluss.