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Abschiedskonzert der Reitschule

Matinee mit Rudolf Buchbinder

Eine letzte Matinee

in der historischen Reitschule

Am Sonntag, den 22. September 2024, verabschiedete Rudolf Buchbinder im Beisein von zahlreichen Gästen die Reitschule in die Umbaupause. In der Matinee erklang Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven.

Zwei Wochen nach Abschluss des Grafenegg Festival 2024 spielte Rudolf Buchbinder eine letzte Matinee in der Reitschule, die 2026 in frischem Glanze und um einen neuen Konzertsaal im ersten Stock erweitert erstrahlen soll. Mit dem Entwurf der Architekten Maurer & Partner erfährt das Gebäude eine Neuinterpretation, wobei die Dachkonstruktion wieder dem ursprünglichen Erscheinungsbild angenähert und entsprechend angehoben wird. Damit entsteht im ersten Stock des Gebäudes Platz für einen neuen Kammermusiksaal, der Rudolf Buchbinder namentlich gewidmet wird. 

Im Anschluss an die Matinee wurde sich zu einem symbolischen Spatenstich als Auftakt zum Baubeginn versammelt. In den Tagen danach beginnt die Modernisierung der Reitschule. Die Anwesenden erhielten mittels 3D-Projektion einen ersten Einblick in den zukünftigen Rudolf Buchbinder Saal. Vom gesamten Kartenerlös der Matinee werden 10.000 Euro an die Initiative «Österreich hilft Österreich» gespendet, um die Opfer der Hochwasserkatastrophe zu unterstützen.

«Nie hätte ich mir vor schon bald 40 Jahren bei meinem ersten Auftreten in der Reitschule träumen lassen, dass ich eines Tages diesen historischen Saal mit einem letzten Konzert in seiner bisherigen Form verabschieden werde. Dass hier im ersten Stock dann obendrein ein mir gewidmeter neuer Konzertsaal entstehen wird, erfüllt mich mit großer Demut und ebenso großer Freude. Ich wünsche dem Team um Ernst Maurer und allen, die mit dem Umbau bis 2026 zu tun haben werden, toitoitoi und bedanke mich auch bei Johanna Mikl-Leitner und dem Land Niederösterreich, die das alles möglich machen.»
Rudolf Buchbinder / Künstlerischer Leiter Grafenegg
Abschiedskonzert der Reitschule
Rudolf Buchbinder vor der Reitschule © Sofija Palurovic
«In einer Zeit, in der Kunst und Kultur scheinbar immer weniger Bedeutung haben, einen neuen Konzertsaal zu planen und zu errichten, das ist eine ganz besondere Freude und auch ein starkes Zeichen, den das Land Niederösterreich hier in Grafenegg setzt. Ich kann allen Entscheidungsträger:innen nur meine Hochachtung aussprechen. Für einen Konzertsaal ist natürlich auch die Akustik von größter Bedeutung: Hier wird uns, wie schon im Wolkenturm und im Auditorium, wieder die Münchner Firma Müller BBM mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich freue mich auf die Wiedereröffnung der Reitschule und die Einweihung des Rudolf Buchbinder Saals im Jahr 2026!»
Ernst Maurer / Architekt
3D-Visualisierung

Reitschule / Rudolf Buchbinder Saal

3D-Visualisierung

Rendering Rudolf Buchbinder Saal © Maurer & Partner ZT GmbH

    Kinderlied und Leidenschaft

    Zum Programm der Matinee

    WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 — 1791)
    Zwölf Variationen in C über das französische Lied
    «Ah, vous dirai-je Maman» KV 265 (300e) (1781)
    Thema — Var. I–X — Var. XI. Adagio — Var. XII. Allegro

    FRANZ SCHUBERT (1797 — 1828)
    Impromptus D 899 (1827)
    Nr. 2 in Es-Dur. Allegro
    Nr. 3 in Ges-Dur. Andante
    Nr. 4 in As-Dur. Allegretto

    LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 — 1827)
    Sonate für Klavier f-Moll op. 57 «Appassionata» (1804/05)
    Allegro assai
    Andante con moto —
    Allegro, ma non tanto — Presto

    Texte von Markus Hennerfeind

    Welche Klangpracht sich hinter schlichten, zeitlos-eleganten Mauern verbirgt, erleben Sie ab 2026 im Rudolf Buchbinder Saal. Für seine heutige Matinee wählte Rudolf Buchbinder große, zeitlose Musik, die einen Bogen spannt vom Kinderlied zu größter Leidenschaft.

    Wolfgang Amadeus Mozart schrieb die Zwölf Variationen in C über das französische Lied «Ah, vous dirai-je Maman» 1781 für seine Meisterschülerin Josepha Barbara Auernhammer. Seinem Vater teilte er im selben Jahr brieflich mit, sie spiele «zum entzücken; nur geht ihr der Wahre feine, singende geschmack im Cantabile ab; sie verzupft alles.» Das dürfte ihr Mozart rasch abgewöhnt haben, denn schon bald begann er, öffentlich mit ihr zu konzertieren. Offenbar nahm Auernhammer auch Theorie- und Kompositionsunterricht bei ihm und wurde seine Assistentin. Das Thema der zwölf Variationen ist so schlicht, dass es jedes Kind nachsingen kann. Später fand es große Verbreitung als «Morgen kommt der Weihnachtsmann» oder «Twinkle, twinkle, little star» im englischen Sprachraum. Mozart war gewiss einer der ersten, die das in den 1760er Jahren in Frankreich erstmals nachgewiesene Lied zur Grundlage von kunstvollen Variationen machte.

    Franz Schuberts Impromptus D 899, entstanden 1827, sind Kleinodien von gar nicht so kleiner Statur. Die vom lateinischen «in promptu esse» («in Bereitschaft sein») herrührende Bezeichnung weist auf die freie Form hin. Der Verleger Tobias Haslinger wollte die vier Stücke des ersten Hefts der Impromptus (die Bezeichnung hat vor Schubert schon der böhmische Komponist Jan Václav Voříšek verwendet) zunächst gar nicht veröffentlichen, brachte aber dann zumindest zwei heraus; die restlichen wurden erst nach Schuberts Tod publik. «Er hätte es noch erleben können, wie man ihn jetzt feiert; es hätte ihn zum Höchsten begeistern müssen. Nun er schon lange ruht, wollen wir sorgsam sammeln und aufzeichnen, was er uns hinterlassen; es ist nichts darunter, was nicht von seinem Geist zeugte», schrieb ein tief beeindruckter Robert Schumann in einer Rezension der «Allgemeinen Musikalischen Zeitung» aus dem Jahr 1838. Nur zehn Jahre zuvor schien Schubert den Verlagen kein Risiko wert.

    Ludwig van Beethovens «Appassionata» entstand 1804/05 im Nachhall seiner bis dato größten Krise, die 1802 in der Niederschrift des «Heiligenstädter Testaments» resultierte und aus der sich Beethoven mit einer Vielzahl großer Werke befreit hatte. Darunter finden sich die «Eroica», das dritte Klavierkonzert, «Christus am Ölberge», die Erstfassung des «Fidelio» und die «Waldsteinsonate». «Hol Sie der Teufel, ich mag nichts von Ihrer ganzen Moral wissen. Kraft ist die Moral der Menschen, die sich vor anderen auszeichnen, und sie ist auch die meinige,» schrieb Beethoven einmal. Diese Kraft und Entschlossenheit ist wichtiger Bestandteil seiner Musik und im Besonderen auch der «Appassionata». Der Titel stammt nicht von Beethoven: Der Hamburger Verleger Cranz veröffentlichte 1838 die bereits 1807 in Wien erstmals im Druck erschienene Sonate in einem Arrangement für vier Hände und verlieh dem leidenschaftlichen Werk jenen Beinamen, der ihm bis heute durchaus berechtigt anhaften blieb. Gewidmet ist das Werk Beethovens Freund und Gönner Franz von Brunswik. «Beethoven selbst hielt diese Sonate für seine größte (bis zu der Zeit, als er op. 106 komponiert hatte)» schrieb Carl Czerny. Wie schon früher die «Pathétique», findet auch die große «Appassionata» ein düsteres Ende: Der Weg aus dem anfänglichen Dunkel führt weder ins Licht noch in die Resignation, sondern in unerbittlichen Ingrimm.

    © Maurer & Partner ZT GmbH
    «Am 1. September 1985 spielte ich zum ersten Mal in der Reitschule Grafenegg, und im Laufe der Jahre folgten viele weitere Auftritte. Schon damals ergab sich daraus eine engere Bindung und Beziehung zu Grafenegg, das mit der Gründung des Festivals zu meiner zweiten Heimat wurde. Heute, knapp 39 Jahre nach meinem Reitschul-Debüt, habe ich die Ehre und Freude, das letzte Konzert in der Reitschule, wie wir sie heute kennen, zu spielen. Schon bald beginnen die Umbauarbeiten, an deren Ende ab Sommer 2026 ein neuer, wunderbarer Saal im ersten Stock der jetzigen Reitschule die Familie der herausragenden Spielstätten in Grafenegg erweitern wird. Dass dieser neue Saal nicht nur mir gewidmet ist, sondern auch meinen Namen tragen wird, erfüllt mich mit großer Demut und Dankbarkeit. Ich kann es kaum erwarten, die Spitzenkünstler:innen aus aller Welt, meine Kolleg:innen, nach dem Umbau hier zu erleben und freue mich darüber hinaus, hoffentlich auch Sie alle 2026 zum Eröffnungskonzert des Rudolf Buchbinder Saals erneut begrüßen zu dürfen.»
    Rudolf Buchbinder / Künstlerischer Leiter Grafenegg
    Abschiedskonzert der Reitschule
    Abschiedskonzert der Reitschule © Sofija Palurovic

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