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Liebesgeschichten

Programm Sommernachtsgala 2025

Published: 16 May 2025

Liebesgeschichten

Von Wien nach Wetzlar

Von Maria Theresia zu Goethe

Die Liebe ist eine Himmelsmacht: In Grafenegg feiern wir sie unter Sternen. Das Programm der traditionellen Sommernachtsgala 2025 steht ganz im Zeichen des schönsten Gefühls der Welt. Fabien Gabel gibt damit seinen Einstand als Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich – der Beginn einer ganz besonderen Liebesbeziehung. Ein illustres Trio feiert mit: die junge Mezzosopranistin und Met-Liebling Siphokazi Molteno, Weltklassetenor Michael Spyres und Grafeneggs künstlerischer Leiter, Klavierlegende Rudolf Buchbinder.

    Einer der schönsten Plätze Wiens liegt direkt an der Ringstraße, eingefasst vom Kunsthistorischen und vom Naturhistorischen Museum. Dort thront, ehrfurchtgebietend weit oben auf einem monumentalen Sockel, Kaiserin Maria Theresia. Dabei gestaltete sich der Anfang ihrer Regentschaft als Erbin der habsburgischen Länder mitnichten ruhmreich: Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, Karl VI., wussten die anderen Herrscher Mitteleuropas die Gelegenheit zu nutzen, die Habsburgermonarchie empfindlich zu schwächen. Und so musste sich die – im Übrigen ganz besonders musikliebende – Monarchin jahrelang im sogenannten österreichischen Erbfolgekrieg um das ihr «von Gottes Gnaden» zustehende Reich streiten. Nun, es blieb noch genug Reich übrig, und sie arbeitete ihr Leben lang fleißig daran, es mittels verschiedener Strategien zu festigen. Eine dieser voll ausgeschöpften Möglichkeiten bestand darin, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen – 16 sollten es werden –, entsprechend zu verheiraten und damit zahlreiche familiäre Bande zu knüpfen, die den eigenen Einfluss mehrten. Sie konnte sich dabei auf die tatkräftige Mitarbeit ihres Mannes verlassen, Franz Stephan von Lothringen, später Kaiser Franz I., die Liebe und Stütze ihres Lebens. 

    Im ersten Jahr des Erbfolgekriegs, 1741, spielt die Handlung der 1885 im Theater an der Wien uraufgeführten Operette «Der Zigeunerbaron» von Johann Strauss. Dem Walzerkönig und damals ohne Zweifel populärsten Komponisten Wiens, dessen 200. Geburtstag die Musikwelt 2025 feiert, gelang damit ein Riesenerfolg, der nicht zuletzt auf der geglückten Verbindung ungarischer Elemente mit Wiener Musik beruht. Im dritten Akt der Operette kehren einige der männlichen Protagonisten aus einer gewonnenen Schlacht gegen ein spanisches Heer zurück nach Wien. Dieser Moment wird musikalisch im sogenannten «Einzugsmarsch» eingefasst, dessen in der Operette vom Chor gesungenen Text die reine Konzertversion ausspart. Was die Musik dabei auch ohne Worte zwischen den Zeilen verrät: Man ist bei aller Vaterlandsliebe und durchaus augenzwinkernden Angeberei über die eigenen Leistungen während der Kämpfe vor allem froh, am Leben geblieben zu sein. 

    Spanische Liebesgeschichten auf Italienisch

    Spanien ist der Schauplatz der folgenden Geschichte, wobei auch diese herrliche Komödie im 18. Jahrhundert spielt, und zwar in Sevilla: Die 1816 uraufgeführte Opera buffa «Il barbiere di Siviglia» von Gioachino Rossini ist eigentlich ein sogenanntes Prequel, eine Vorgeschichte zu einem nicht minder berühmten Dramma giocoso, zu Wolfgang Amadeus Mozarts «Le nozze di Figaro». Zwei handelnde Personen, deren berühmte Arien ins Programm der Sommernachtsgala in Grafenegg aufgenommen wurden, spielen sowohl bei Mozart als auch bei Rossini tragende Rollen. Da ist zuerst einmal, Ladies first, obwohl in der Oper die Reihenfolg eine andere ist, Rosina, die spätere Contessa Almaviva – eine ideale Rolle für den jungen Met-Star Siphokazi Molteno. Rosina ist zielstrebig, gewieft, temperamentvoll – und sie setzt alles daran, ihren erst seit kurzem, aber dafür umso heftiger begehrten Lindoro zu bekommen, von dem sie nicht weiß, dass er der Graf Almaviva ist. Gefallen lässt sie sich freilich nichts, denn dass sie die liebenswürdigste junge Frau sein kann, aber zur Viper wird, wenn man sie reizt, auch davon singt sie in «Una voce poco fa»: 

    «lo sono docile,
    son rispettosa,
    sono ubbediente,
    dolce, amorosa;
    mi lascio reggere,
    mi fo guidar.

    Ma se mi toccano
    dov’è il mio debole,
    sarò una vipera
    e cento trappole
    prima di cedere
    farò giocar.»

    «Ich bin fügsam,
    ich bin respektvoll,
    ich bin gehorsam,
    süß, liebevoll;
    ich lasse mich halten,
    ich lasse mich führen.

    Aber wenn sie mich berühren,
    wo meine Schwäche ist,
    werde ich eine Viper sein,
    und hundert Fallen
    werde ich stellen,
    bevor ich nachgebe.»

    Der Figaro bei Mozart, dort fix als Diener in den Diensten des Grafen, ist auch der Figaro bei Rossini, hier aber zusätzlich noch selbständig als Barbier tätig: In seiner großen Auftrittsarie «Largo al factotum» verrät er, mit vielen Worten und gespickt mit Witz und Verve, dass Frisuren und Bärte ihn zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in der Stadt machen. Doch er kann noch viel mehr, wirkt er dank seiner Profession doch gleichzeitig als allwissender und gewiefter Advokat seiner Herren, deren Wünsche er trickreich und stets herumwuselnd zu erfüllen versteht. Bei Mozart ist der Figaro ein Bass, bei Rossini dann ein durchaus höhenfester Bariton. Und wo wir schon bei Stimmfächern sind: Der Tenorstar der Sommernachtsgala kann auch Bariton, denn Michael Spyres singt die Auftrittsarie stimmgewaltig und in jeder Hinsicht umwerfend als «Baritenor».

    Liebeserklärung ohne Worte

    1841, als Gioachino Rossini sich längst den kulinarischen Genüssen des Lebens verschrieben hatte und nicht oder kaum mehr komponierte, arbeitete Robert Schumann an einer «Phantasie» für Klavier und Orchester, die als einzigen Inhalt seine geliebte Frau Clara haben sollte. Clara wurde privat auch gerne «Chiara» genannt, die italienische Version ihres Namens. Aus den Notennamen, die aus Chiara abgeleitet werden können, gestaltete Schumann den Themenkopf der «Phantasie»: c-h-a-a, und in weitere Folge wurden auch alle anderen Motive daraus entwickelt. Als Clara das zum ersten Mal selbst spielte, lächelte sie, und auch einen zweiten Bezug verstand sie gleich, der aus Florestans Arie «In des Lebens Frühlingstagen» aus Beethovens «Fidelio» stammte, der Lieblingsoper des Paares.

    Als der glückliche Robert Schumann nun sein neuestes Werk zu veröffentlichen gedachte, zögerten die Verleger: Sie wünschten kein Experiment in einem Satz, sie präferierten ein dreisätziges Konzert nach dem bewährten Formschema schnell – langsam – schnell und lehnten es rundheraus ab, die «Phantasie» herauszugeben: Schumann schmollte und ließ sie liegen. Erst 1845 ergänzte er ein Intermezzo und ein Finale, damit es doch noch als komplettes Klavierkonzert veröffentlicht würde. Sowohl die Erstfassung als auch das ganze Konzert hob, wie sollte es anders sein, seine Frau Clara als Pianistin aus der Taufe: ein Konzert als ganz persönliche Liebeserklärung. Und wer sollte heute besser eine Liebeserklärung an die eigene Frau spielen können als Rudolf Buchbinder? Der erste Satz dieses Konzerts, die einstige «Phantasie», ist schon für sich genommen überreich an «phantastischer» Eigenständigkeit. 

    Robert Schumann schöpfte sein mit 46 Jahren begrenztes, dabei ungemein reiches Komponistenleben voll aus. Seiner geliebten Clara blieb dieser Werdegang letztlich verwehrt: Als Frau hatte sie im frühen 19. Jahrhundert trotz ihrer außerordentlichen Begabung andere Ziele zu verwirklichen, als das, Komponistin zu sein. Die sechsfache Mutter und kongeniale Gattin ihres Mannes spielte aber ein Leben lang Klavier – ein Umstand, der in finanziell weniger rosigen Tagen der Familie Schumann durchaus auch den nötigen Lebensunterhalt sicherte. Eine andere bedeutende Musikerin des 19. Jahrhunderts erkämpfte sich ihren Weg, als Komponistin anerkannt zu werden, auch wenn sie ihre ersten Werke unter einem Pseudonym veröffentlichen musste: Falls Sie irgendwann einmal auf Musik von Hermann Zenta stoßen, dann verbirgt sich dahinter Augusta Holmès. 

    Liebe auf Französisch

    Als Tochter eines irischen Vaters und einer britischen Mutter kam Augusta Holmès 1847 in Versailles zur Welt und wurde 1871 Bürgerin Frankreichs, ab diesem Zeitpunkt trug sie auch den Accent auf ihrem Nachnamen. Vor allem ihre Mutter opponierte deutlich gegen eine professionelle Ausbildung ihrer Tochter, erst nach deren Tod 1858 durfte die dann bereits elfjährige Augusta auch offiziell Musikstunden nehmen. So, wie sie um das Recht zu komponieren kämpfte, blieb sie auch sonst in ihrem Leben unkonventionell: Sie hatte fünf Kinder mit ihrem langjährigen Geliebten, dem Schriftsteller Catulle Mendèz, mit dem sie allerdings nie verheiratet war; sie schrieb nicht die bei Frauen zur Not noch akzeptierten Kleinformate wie Salonstücke oder Lieder, sondern große dramatische Symphonien, Chor-Orchesterwerke und sogar zwei Opern. Als alleinige Erbin des Vermögens ihres Vaters veröffentlichte sie schließlich unter ihrem eigenen Namen und war die offizielle Eigentümerin ihrer Werke: Ihr Pseudonym Hermann Zenta hatte sie da längst abgelegt. Als Schülerin von César Franck pflegte sie auch eine enge Freundschaft mit Franz Liszt, der ihre Arbeit schätzte und sie ermutigte zu komponieren. Sie stand in Briefkontakt mit der kulturellen Elite Europas und führte schon in jungen Jahren einen kulturellen Salon.

    Ihre groß besetzte Musik war oft inspiriert von klassischen Mythen, und wie Richard Wagner schrieb sie sich die Texte und Libretti für ihre Chor-, Vokal- und Opernwerke selbst. Zahlreiche ihrer Kompositionen entstanden zur Unterstützung patriotischer oder humanistischer Anliegen, darunter auch «Ludus pro patria» (1888), zu Deutsch etwa «Patriotische Spiele», ein großformatiges Werk für Rezitation, Chor und Orchester.

    Nach dem üppigen Eröffnungschor steht an zweiter Stelle des «Ludus pro patria» eine Rezitation samt anschließendem, darauf bezogenen Interlude, also einem Orchesterzwischenspiel: «La nuit et l’amour». Augusta Holmès kleidete «Die Nacht und die Liebe» in zart-wogende Töne, ganz im Sinne der Dichtung. An einer Stelle beschwört sie die Natur, die Liebenden nicht zu stören:

    « Brises qui balancez les blés mûrs de la plaine,
    Oiseaux extasiés, retenez votre haleine,
    Car les amoureux parlent bas.»

    «Lüfte, die das reife Korn in der Ebene wiegen,
    verzückte Vögel, haltet den Atem an,
    denn die Liebenden sprechen leise.»

    Die dreifach angerufene Liebe bildet den Abschluss und Höhepunkt der Rezitation vor dem Interlude:

    «Amour ! Verbe divin ! Générateur des mondes !
    Amour ! Instigateur des extases fécondes !
    Amour ! ô vainqueur des vainqueurs
    Qui fais rougir la vierge au toucher de ton aile,
    Porte-sceptre nimbé de rose et d’asphodèle,
    Unis les lèvres et les cœurs ! »

    «Liebe! Göttliches Wort! Schöpferin der Welten!
    Liebe! Anstifterin fruchtbarer Ekstasen!
    Liebe! O Siegerin der Sieger,
    die du die Jungfrau bei der Berührung deiner Flügel erröten lässt,
    Zepter-Trägerin, umgeben von Rosen und Asphodelen,
    vereine die Lippen und die Herzen!»

    Liebesgeschichten aus mythischer Zeit

    Im April 1851, als die vierjährige Augusta Holmès ihr Talent erst langsam zu entdecken begann, brachte ihr etwa 30 Jahre älterer Landsmann Charles Gounod in Paris seine erste Oper heraus: Darin steht eine andere berühmte Frau der Vergangenheit im Mittelpunkt, die Dichterin Sappho aus dem Griechenland des 6. Jahrhunderts vor Christus. Die Premiere von «Sapho» geriet zu einem eher bescheidenen Erfolg, die Oper verschwand recht rasch wieder in der Versenkung, was am Libretto und auch am Zeitgeschmack gelegen haben mag. Was freilich die Zeit überdauern konnte ist eine effektvolle, dramatische Szene der Hauptfigur: Mit ihrer Arie «Ô ma lyre immortelle» beschließt die verzweifelte Sappho, die ihren geliebten Phaon nicht haben kann und von ihm obendrein verflucht wird, ihr Leben: 

    « Je vais dormir toujours dans la mer. » 

    « Ich werde für immer im Meer schlafen. » 

    Bevor sie ihren tödlichen Sprung ins Mittelmeer vollführt, vergibt sie Phaon und segnet ihn. Eine unglückliche Liebesgeschichte also, der Stoff, aus dem die Opern – und oft auch das Leben – gesponnen sind. 

    Eine andere Liebesgeschichte, deren Weg von Leichen gepflastert ist, vertonte Giacomo Puccini zum Ende seines Lebens: «Turandot». Die Tochter des Kaisers von China hält sich darin auf besonders drastische Weise Verehrer vom Leib: Sie gibt ihnen drei Rätsel auf. Wer alle lösen kann, bekommt sie zur Frau. Wer nicht, bezahlt es mit seinem Leben. Und so sterben viele, bis Calaf auf den Plan tritt und zum großen Erstaunen aller Beteiligten die Fragen korrekt beantwortet. Das schockiert nun vor allem Turandot selbst, die sich heftig wehrt und die Regeln in ihrem Sinne gebeugt sehen will, aber auf Geheiß ihres Vaters an ihre eigenen Vorgaben gebunden bleibt. Calaf bietet ihr jedoch einen Ausweg: Wenn sie bis Sonnenaufgang seinen ihr unbekannten Namen herausfindet, bietet er ihr statt seiner Hand seinen Freitod an. Damit endet der zweite Akt der Oper. Im ersten Bild des dritten Aktes darf nun «keiner schlafen» – «nessun dorma» – im Reich, damit der Name enträtselt werde. Das Motiv nimmt nun Calaf auf und räsoniert in seiner Arie «Nessun dorma» über die Situation und kommt zu dem Schluss: Im Morgenrot wird er siegen, «All’alba vincerò!», womit er Recht behalten wird. Am Ende schließt ihn Turandot in ihre Arme. Dass zuvor die treu ergebene, ihn selbstlos liebende Liù sich tötet, um Calafs Namen auch unter Folter nicht zu verraten, steht auf einem anderen Blatt. 

    Eifersucht auf Sizilianisch

    Während Calaf und Turandot, «Amor» sei Dank, in eine märchenhafte Zukunft gehen, ganz nach dem Motto: «Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute», mündet Pietro Mascagnis 1890 uraufgeführter Einakter «Cavalleria rusticana» ganz im Sinne des Verismo in der Katastrophe. Geschichten aus dem wahren, unverstellten Leben enden nun einmal nicht im Märchenschloss, sondern mancherorts überaus drastisch, so auch diese: In einem nicht näher bezeichneten sizilianischen Dorf gehen die Wogen hoch, weil Santuzza ihrem Geliebten Turiddu nicht verzeiht, dass er sie verlassen und nun ein Verhältnis mit der Frau des nichts ahnenden Fuhrmanns Alfio hat. Hätte es Santuzza darauf beruhen lassen, wäre die ohnehin kurze Oper noch früher aus. Doch in ihrer Gefühlsaufwallung aus unerwiderter Liebe, Verletztheit und Eifersucht öffnet sie dem gehörnten Alfio die Augen über seine untreue Frau. Und genau in diesem dramatischen Moment kehrt die Ruhe vor dem Sturm ein: Das Orchester stimmt das Intermezzo sinfonico an, eine Instrumentalinsel, die als Kontrast zum dramatischen Schluss der Oper fünf Minuten zum schwelgerischen Durchatmen erlaubt, bevor Alfio dem Ehrenkodex seiner Gesellschaft Genüge tut und Turiddu zum Duell fordert … 

    Liebeserklärungen auf Spanisch

    Liebesgeschichten enden natürlich nicht immer tragisch. Die folgende – der Schauplatz ist erneut Spanien – findet eine viel freundlichere Auflösung, stammt sie doch aus dem nationalen Spezialgenre der heiteren Zarzuela. Und wenn es um Zarzuela geht, dann kommt man um einen Mann nicht herum: Ruperto Chapí. Er schlug zunächst eine Laufbahn als Militärkapellmeister ein, nahm sich dann aber Zeit, seine Ausbildung in Paris und Rom zu vervollkommnen, und wurde, in die Heimat zurückgekehrt, zu einem der erfolgreichsten Zarzuelakomponisten seiner Zeit.

    Chapís «Las hijas del Zebedeo», zu Deutsch «Die Töchter des Zebedeo», wurde 1889 in Madrid uraufgeführt. «Zebedeo» ist allerdings nicht der Vater, sondern der Name eines Wirtshauses. «Carceleras» zählt zu den berühmtesten Einzelnummern des Genres. Vereinfacht gesagt bezeichnen «Carceleras» jene Flamenco-Kompositionen, deren Texte vor allem vom Gefängnis handeln, doch machten sich die musikalischen Charakteristika später von dieser inhaltlichen Koppelung frei. Hier beschwört die Näherin Luisa auf mitreißende Weise ihre Liebe zum Wirtssohn Arturo. Diese Liebesgeschichte endet, wie bereits erwähnt, auch einmal gut: Arturo und Luisa sind am Ende ein Paar, und wenn er ähnlich fühlt, wie sie in «Carceleras» ihr eigenes Gefühlsleben beschreibt, liegt eine rosige Zukunft vor den jungen Leuten:

    «Yo me muero de gozo
    cuando me mira,
    y me vuelvo jalea
    cuando suspira.»

    «Ich sterbe vor Freude,
    wenn er mich ansieht;
    ich drehe durch,
    wenn er seufzt.»

    Ein letztes Mal Spanien: Seine Liebe zur sonnendurchfluteten Pyrenäenhalbinsel setzte der mexikanische Komponist Agustín Lara in wahrhaft magische Töne. Die Verehrung für Madrid, Valencia, Toledo, Sevilla, Murcia und die Region Navarra fasste er in einer «Suite española» zusammen, gemeinsam mit noch einer Stadt, die er mit einer Liebeserklärung besang, die einen umgehend zu einer Reise dorthin bewegen muss und die zum Welthit wurde: Granada. Alle großen Tenöre von Joseph Schmidt über Fritz Wunderlich bis zu José Carreras, Plácido Domingo und Jonas Kaufmann schmetterten seit der Entstehung des Liedes 1932 «Granada», im Plattenstudio ebenso wie in unzähligen Konzerten:

    «Granada, tierra soñada por mi…»

    «Granada, Land meiner Träume … »

    Liebesende in Wetzlar

    Aus dem sonnigen Andalusien führt die finale Liebesgeschichte der Sommernachtsgala 2025 in die hessische Kreisstadt Wetzlar in Deutschland, in eine Zeit, als dort ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe als Praktikant widerstrebend sich der Jurisprudenz widmete. Wie es kommen musste, verliebte er sich unglücklich in Charlotte Buff, der er später ein weltliterarisches Denkmal setzen sollte. Als er nämlich zwei Jahre später vom Freitod des liebeskranken Wetzlaer Juristen Karl Wilhelm Jerusalem erfuhr, der ihm auch persönlich bekannt war, inspirierte ihn Jerusalems und seine eigene Geschichte zu einem Briefroman, der als «Die Leiden des jungen Werthers» Literaturgeschichte schrieb. Die berühmteste musikdramatische Auseinandersetzung mit dem Stoff fand dann zwar in deutscher Übersetzung auf die Bühne, denn die Uraufführung fand 1892 an der Wiener Hofoper statt, wird aber heute in der Regel in der «Sprache der Liebe», auf Französisch, gegeben: Jules Massenets «Werther» rührt bis heute die ganze Opernwelt. 

    « Pourquoi me réveiller
    O souffle du printemps ?
    Sur mon front je sense tes caresses
    Et pourtant bien proche est le temps
    Des orages et des tristesses ! »

    «Warum weckst du mich
    O Frühlingswind?
    Auf meiner Stirn spüre ich deine Liebkosungen
    Und doch ist die Zeit
    Der Stürme und der Traurigkeit nahe!»

    Bevor Goethes junger Werther in den 1770er Jahren in Wetzlar seinem Leiden selbst ein Ende gesetzt hatte, starb 1765 in Innsbruck Franz Stephan von Lothringen, seit 1745 als Kaiser Franz I. Mitregent Maria Theresias, sehr plötzlich an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, zum großen Schmerz seiner Frau. Das Kaiserpaar hatte sich bereits längere Zeit vor der Hochzeit gekannt und gemocht, was ungewöhnlich war in Kreisen und Zeiten, wo eine Ehe maßgeblich aus dynastischen Erwägungen, nicht aber aus Sympathie oder gar Liebe geschlossen wurde. Über die Jahre der Ehe und der Regierungsgeschäfte erwuchs eine Vertrautheit zwischen Franz I. und Maria Theresia, deren Verlust sie nach dem plötzlichen Tod ihres Gatten wie gelähmt zurückließ. «Ich kann keine Freude mehr empfinden, selbst die Sonne scheint mir finster», bekannte sie. Schwarz gestaltete sich ihr Witwendaseins, bis zu ihrem Lebensende 1780 trug sie keine andere Farbe mehr, nicht, weil sie das musste, sondern: aus gebrochenem Herzen, denn die Liebe hört niemals auf. In der Musik fand und findet die Liebe in all ihren Ausprägungen bis heute ihren schönsten Ausdruck.

      Fabien Gabel
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      Tonkunstler Orchestra · Siphokazi Molteno · Michael Spyres · Rudolf Buchbinder · Fabien Gabel

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